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> Rinjani

Ganz oben

... jetzt beginnt der Aufstieg zum Top. 800 Meter himmelwärts - na, dann mal los! Es ist wenige Tage nach Vollmond. Auf unsere Taschenlampen können wir verzichten. Die Landschaft erscheint im Mondlicht bizarr, surrealistisch. Der Weg ist beschwerlich, immer wieder rutschen wir ab in diesem aschigen, lockeren Sand und Geröll. Wir bewegen uns teilweise auf Händen und Füssen, klammern uns fest an strauchigen und krautigen Pflanzen, an Wurzelwerk, das zwischen den Gesteinsbrocken hervorschaut. Irgendwie gehts, dann sind wir auf dem Grat des Kraters. Ein Weilchen geht's scheinbar locker voran, aber der Berg narrt uns nur ein weiteres Mal.

Die Sonne geht jetzt auf. Über die Alas-Strasse hinweg sieht man die Vulkane Sumbawas, darunter der berühmte Tambora, bekannt für die grösste, je von Menschen registrierte Explosion (1815). Auf der Gegeseite Bali, mit den Vulkanen Agung und Batur. Und überall vorgelagerte Inseln. Seeräuberromantik pur!

Alles wird übertroffen von einem Phänomen, das ich noch nie gesehen habe. Unmittelbar nach dem Sonnenaufgang wirft der Rinjani seinen Schatten in Richtung Westen, bis nach Bali hinaus. Dabei bricht er sich in verschiedenen atmoshärischen Schichtungen, so, dass er abgewinkelt erscheint. Die Spitze des Rinjani bildet nun links neben dem realen Dreieck des Agung ein 'virtuelles' Dreieck. Die Szene ist so eindrücklich, dass sie sich fast nicht beschreiben lässt. Die Erscheinung dauert nicht lange, nur wenige Minuten.


Und irgendwann beginnt jetzt der 'richtige' Anstieg. Der Weg wird immer beschwerlicher. Der Schotter unter unseren Füssen ist nicht der, den wir z.B. aus den Alpen gewöhnt sind. Es ist kein festes, sondern lockeres vulkanisches, teilweise tuffartiges Gestein. Auch die Luft wird spürbar dünner, was wir besonders spüren, weil wir einen Tag vorher noch auf Meereshöhe waren. Und das wochenlang. Der Weg wird immer steiler. Dann tritt die Situation ein, wo du zwei Schritte vorwärts gehst und eineinhalb davon wieder zurückrutschst. Zwei Schritte vorwärts, eineinhalb zurück!

Jetzt nur nicht aufgeben! - Diesen Gedanken muss ich mir immer und immer wieder einhämmern. Und dann sind wir alle plötzlich oben, ganz oben und fix und fertig. Auf dem zweithöchsten Berg Indonesiens, aus genau 3726 Metern. In diesem Moment denke ich: Nie hat sich für mich eine Anstrengung mehr gelohn als das! Das Panorama ist unbeschreiblich. Auf alle Seiten geht es Hunderte, ja tausend und mehr Meter hinunter. Wir denken gar nicht daran, dabei genügt ein Fehltritt, und... Na ja. Wie nebenbei blicke ich noch in ein viele hundert Meter tiefes, schauerliches Loch, auf dessen Grund sich ein dreckiger, schmierig aussehender See zu befinden scheint. Es ist ein toter Nebenkrater. Und ich glaube endlich zu wissen, wo der Teufel seine Grossmutter versteckt hält, nämlich genau da unten...

Der Abstieg geht schnell. Nach eineinhalb Stunden sind wir im Lager. Sofort beginnen wir die Zelte abzubrechen, und um neun Uhr beginnen wir mit dem Abstieg zum 900 Meter unter uns liegenden See.


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